das jüngste bundesland

Das Werden des Burgenlandes im Zeitraffer

 

Kroaten, Roma, Ungarn, Heanzn ...
im Burgenland wird die Vielfalt hochgehalten.

Landnahme und Sesshaftwerdung

Im 9. und 10. Jahrhundert besiedelten die Magyaren das Karpatenbecken. Im Jahr 1000 gründete König Stephan I. (der Heilige) das Ungarische Königreich - ein Christlicher Staat entsteht. 1246 fiel in der Schlacht an der Leitha der letzte Babenberger, Friedrich II. der Streitbare.
Im Hochmittelalter (10.–13. Jh.) siedelten Kolonisten aus dem bayrisch-deutschen Raum zur Sicherung der Westgrenze an den Flüssen Leitha und Lafnitz bzw. am Ostrand der Alpen. Sie hatten ein umkämpftes Grenzland im Südosten des Reiches zu einem geschlossenen Gebiet gemacht. Davon konnten einige Jahrzehnte später die Habsburger profitieren.
 

Die Habsburger

Es folgte mit Rudolf I. ab 1273 die Regierungszeit der Habsburger und eine erste Blütezeit des mittelalterlichen ungarischen Staates. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts gelang es den Habsburgern dann teilweise friedlich Gebiete in Westungarn zu erwerben. Herzog Albrecht VI bekam durch Kauf und Verpfändung die Herrschaften Forchtenstein, Landsee, Kobersdorf, die Herrschaften Eisenstadt, Ödenburg, Hornstein, Bernstein, Rechnitz und Schlaining. Kaiser Friedrich III. ließ sich 1459 auf der Burg Güssing von einer Reihe von Magnaten zum König von Ungarn krönen, zum Gegenkönig wurde Matthias Corvinus gekrönt. Die dadurch  aufkeimenden Unruhen endeten erst mit dem Tod Corvinus 1490, Frieden wurde erst in der nächsten Generation 1491 zwischen Kaiser Maximilian und Wladislaw II. König von Böhmen, Ungarn und Polen in Pressburg geschlossen. Die neu erworbenen Herrschaften wurden der Niederösterreichischen Kammer unterstellt und an österreichische Adelige verpfändet. Die Einnahmen fielen daher den Habsburgern zu, bis auf den Zehent, der als Türkensteuer zur Sicherung der Südostgrenze verwendet wurde.

1515 erfolgte die berühmte Doppelhochzeit von Wien zwischen Ludwig II., von Ungarn (Sohn von Wladislaw II.) und Maria von Österreich (Enkelin Kaiser Maximilians) und Ferdinand II. (Enkel von Kaiser Maximilian) und Anna von Ungarn (Tochter von Wladislaw II).
 

Türkenkriege und Osmanische Herrschaft

1526 fiel König Ludwig II. in der verheerenden Schlacht gegen die Türken bei Mohacs. Formal fiel das Königreich Ungarn und Böhmen an Ferdinand II. Die Osmanen ernannten aber den Onkel Ludwigs Johann Szapolyai, Wojwode von Siebenbürgen, zum Gegenkönig. Siebenbürgen erhielt von den Osmanen die Autonomie zur Selbstverwaltung und führte die Religionsfreiheit ein. Ungarn war von da an, für ca. 150 Jahre, dreitgeteilt:

  • in den von den Habsburgern regierten nordwestlichen Teil
  • in den südöstlichen Türkischen Teil
  • und Siebenbürgen

Nach der verhängnisvollen Schlacht von Mohacs stieß Sultan Süleymann 1529 bis nach Wien vor. 1532 konnten die Bewohner der Stadt Köszeg (Güns) ein abermaliges Vordringen türkischer Truppen unter Ibrahim Pascha nach Wien verhindern. Auch der ungarische Adel war gespalten: in die katholischen Anhänger der Habsburger (Esterházy, Batthyany, Königsberg und die Stadt Ödenburg) und in die protestantischen Habsburg-Gegner (Hans von Weisspriach (Landsee und Kobersdorf), Peter Erdödy (Eberau), Kanizsai, Nadasdy, Dersffy, uva.

Neben den Verwüstungen, die türkische Truppen zwischen 1526 und 1683 in Westungarn immer wieder anrichteten und ganze Dörfer niederbrannten, fielen auch Truppen der aufständischen Siebenbürger Fürsten Bocskai und Bethlen (1620 Schlacht von Lackenbach – Nikolaus Esterházy) in die Westungarischen (heute burgenländischen) Gebiete ein.

In den Wirren des 30jährigen Krieges trat Gabor Bethlen gegen die Habsburgische Willkürherrschaft in Böhmen und Ungarn auf. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620, wo Kaiser Ferdinand II. die Truppen der böhmischen Stände besiegte, verbündete sich Gabor Bethlen mit den ungarischen Ständen, die ihn zum König von Ungarn wählten. 1621 bewirkte Bethlen die Glaubensfreiheit für Ungarn.
 

Ansiedlung Kroatischer Bevölkerung

Nachdem viele Ortschaften durch die Türkenkriege entvölkert waren, wurden Kroaten aus den Küstengebieten am Mittelmeer angesiedelt, um die Bevölkerungszahl wieder zu heben. Darauf gehen die heutigen Burgenland-Kroaten zurück.
 

Die jüdischen Siebengemeinden fanden Schutz im Reich der Esterházy

Jüdische Bevölkerung

Die jüdische Bevölkerung wird ab dem späten 15. Jahrhundert für das Burgenland fassbar. Die Esterházyschen jüdischen Siebengemeinden - Kittsee, Frauenkirchen, Eisenstadt, Mattersburg, Kobersdorf, Lackenbach, Deutschkreutz -standen ab der Mitte des 17. Jahrhunderts als Schutzjuden unter der Herrschaft der Majoratsherren und fungierten oft als Geldgeber für die Fürsten. Die jüdischen Gemeinden im Südburgenland waren: Rechnitz, Schlaining, Oberwart und Güssing in der Herrschaft der Batthyány.
 

Magnatenverschwörung 1671 und Kuruzzenaufstände

Nach den Aufständen der Siebenbürgischen Fürsten von Bocskai, Bethlen oder Rákóczi mit türkischer Unterstützung gegen die Habsburger, revoltierten ab 1670 ungarische Adelige gegen die Politik der Habsburger. Hauptsächlich protestantische Adelige, darunter  Nadásdy, Wesselényi, Zrinyi initiierten die große Magnatenverschwörung gegen die Habsburger 1671. Die Verschwörung endete in einem Prozess in Pressburg, wo die Anführer enteignet und hingerichtet wurden.

Die Türken wurden nach der Entsatzschlacht von Wien 1683 endgültig auf den Balkan zurückgedrängt. Die Kuruzzenaufstände unter Emmerich Thököly im Frieden Szatmar 1711 beendet. 1712 wurde Karl VI. zum Kaiser und König von Ungarn gekrönt. Ein Tauziehen um die Wiederherstellung der Leithagrenze für Westungarn begann und sollte sich bis in die Regierungszeit Maria Theresias hinziehen.

Maria Theresia

Maria Theresia ordnete Studien für die Lösung für die Frage der Grenzziehung an. Auf österreichischer Seite verhandelte Markgraf Franz Raimund Montecucculi auf ungarischer Seite der Bischof von Neutra Graf Emmerich Esterházy. Eine karthographische Aufnahme durch Constantin Johann von Walter wurde angeordnet. Das Resultat aus diesen umfangreichen Recherchen und Verhandlungen dieser Grenzbereinigungskommission war letztendlich, das alles so blieb wie es war. Die Bewohner in den umstrittenen Gebieten fühlten sich kaum betroffen. Sie versuchten sogar gelegentlich die unklare rechtliche Lage auszunützen und gaben sich je nach momentanem Vorteil als Angehörige des einen oder des anderen Staates aus, um Steuer- oder Handelsvorteile zu erlangen. Der Ausbruch des 7-jährigen Krieges stellte diese Angelegenheit ohnehin in den Hintergrund.

Die Urbarialreform Maria Theresias von 1767

Die westungarischen Bauernunruhen erschütterten das System der Grundherrschaft. Am 23. Jänner 1767 erließ Königin Maria Theresia das Urbarialpatent für das Königreich Ungarn, das die Einführung eines einheitlichen Urbars anordnete. Bis zu diesem Zeitpunkt regelten Kontrakte und verschiedene Urbare die rechtlichen Beziehungen zwischen Grundherren und bäuerlichen Untertanen. Nach den Urbaren, das heißt nach den Aufzeichnungen über den Besitz und die damit verbundenen Rechte, Pflichten und Einkünfte, hatte die Gesamtheit der bäuerlichen Untertanen die Bezeichnung Urbarialverband erhalten. Gleichzeitig mit der Urbarialreform erfolgte auch eine Landvermessung.

Kaiser Joseph II.

Kaiser Joseph II. nahm sich dieser Frage wieder an. Im Zuge seiner Diözesanrefomen 1784/85 schlossen sich die Pfarren jenseits der Leitha, die seit dem Spätmittelalter politisch zu Niederösterreich zählten, jedoch der Diözese Raab unterstellt waren, dem Erzbistum Wien an. Damit wurde jener Grenzverlauf zwischen Österreich und Ungarn fixiert, der bis 1918 die Habsburgermonarchie in eine Cis- und eine Transleithanische Reichshälfte trennten. Nach dem Tod Kaiser Josephs II. 1790 nutzten die Ungarn die schwache Position Kaiser Leopold II., die noch ungelöste Frage der Leithagrenze wieder aufflammen zu lassen. 1792 griff man auf die unter Maria Theresia erarbeiteten Gutachten zurück und kam ebenfalls zu keiner Lösung.
 

Vom Wiener Kongress bis 1848

Auch im Rahmen der Verhandlungen des Wiener Kongresses 1815 tauchte die Frage der Leithagrenze wieder auf und blieb ebenso ungelöst, wie zwanzig Jahre später, als sich sogar Franz Grillparzer als Leiter des Hofkammerarchivs dieser Frage widmete.

Nach der Revolution von 1848 widmete man sich wieder intensiv dem Grenzthema. Ein Elaborat von Hofrat Rosenfeld wurde von Innenminister Graf Franz Stadion dem Ministerrat in Wien und unter Felix Fürst Schwarzenberg präsentiert: Hierin schlug er vor, in mehrere selbständige Kronländer oder Provinzen aufzuteilen, deren Grenzen nach den Siedlungsgebieten der einzelnen Nationalitäten gezogen werden sollte. Konkret heißt dies: „An das Herz der Monarchie, die Provinz Niederösterreich, schließt sich unmittelbar mit seiner größtenteils deutschen Bevölkerung das Preßburgische Komitat Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg, dann das östlich gelegene Raab mit der so überaus wichtigen Stadt gleichen Namens von vorwiegend deutsche Bevölkerung. Dieser Distrikt, welcher an Größe der Provinz Niederösterreich gleich oder wenigstens nahe kommt, bietet den Stoff zur Herstellung einer deutschen Provinz. Alle geistigen und materiellen Interessen des Landesteiles gravitieren nach Österreich herüber, und einmal dem schädlichen separatistischen Einfluss des Magyarismus entzogen, muß er bald zu jenem innige Zusammenhang mit seiner österreichischen Nachbarprovinz gelangen, welcher Ländern von so sehr gleicher Beschaffenheit natürlich und Notwendig ist. ….“

Der Grenzverlauf blieb daher bis in das frühe 20. Jahrhundert ein Graubereich. Jedoch wuchs mit der Nationalstaatlichkeit der Völker des Karpathenraumes, in dem auch die Zugehörigkeit der deutschen Siedlungsgebiete in Westungarn eine immer größere Bedeutung bekam, zu einem Problemfeld heran, das ab 1914 zum großen Schlachtfeld wird.
 

Binnen kürzester Zeit befanden sich beinahe alle Staaten Europas im Krieg.

1914–1918 Land im Krieg – Der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen

Auf der Balkanhalbinsel hatte die zerfallende osmanische Herrschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Machtvakuum geschaffen, das nicht nur erfolgreiche Unabhängigkeitsbestrebungen der Balkanvölker auslöste, sondern auch die seit Jahrhunderten bestehenden Expansionsbestrebungen der Großmächte Rußland und Österreich-Ungarn neu entfachte. Zum Ausganspunkt des Balkanproblems wurde dabei immer mehr Serbien, das von der habsburgfeindlichen Dynastie der Karadjordjevic regiert wurde, mit den Bestrebungen, ein südslawisches Großreich unter serbischer Führung von Istrien bis an die dalmatinische Küste und bis nach Bulgarien zu gründen.

Dies veranlasste Österreich-Ungarn in dem mit Serbien verfeindeten Bulgarien einen Verbündeten zu suchen. Deutschland stand ebenfalls hinter der Balkanpolitik Wiens, um dem Panslavismus Russlands Einhalt zu gebieten.

Der Doppelmord an dem Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Gattin durch den bosnisch-serbischen Studenten Gavrilo Princip brachte das Pulverfass schließlich zum Explodieren. Serbien wurde rasch als Urheber des Attentats ausgemacht. Die Regierung drängte Kaiser Franz Joseph zum Stellen eines Ultimatums. Im Hintergrund der Überlegungen stand bereits ein Feldzug gegen Serbien, der den unruhigen Nachbarn im Süden disziplinieren und für Ruhe in der Krisenregion Balkan sorgen sollte, den das Habsburgerreich als eigene Einflusssphäre betrachtete.

Trotz größtmöglichem Entgegenkommen Serbiens war bald klar, dass Österreich-Ungarn das Ultimatum als nicht erfüllt ansah. Es folgte die Kriegserklärung an Serbien, die einen fatalen Automatismus in Gang setzte. Innerhalb weniger Wochen befand sich Österreich-Ungarn nicht nur wie geplant mit Serbien im Krieg, sondern auch mit dessen Schutzmacht Russland, mit England, Frankreich und 1915 auch mit Italien. Bündnispartner Deutschland begann unter Verletzung der Neutralität Belgiens den Angriff auf seinen Erzfeind Frankreich, während Österreich-Ungarn seine Armee vorerst in Richtung Serbien in Stellung brachte, nun aber auch die Russlandfront im Osten sichern musste. Binnen kürzester Zeit befanden sich beinahe alle Staaten Europas im Krieg.
 

Der Name „Burgenland“ kommt von drei altungarischen Komitaten: Wieselburg (Moson), Ödenburg (Sopron) und Eisenburg (Vas).

 

1918-1921

Die Entscheidungsjahre des Burgenlandes 1918 – 1921  waren eine Zeit der zerbrechenden Strukturen, drückender wirtschaftlicher Probleme und eines unheilvollen Nationalismus, die das politische und diplomatische Ringen um dieses Land ungemein verschärften. Bis 1918 gehörte das Gebiet des heutigen Burgenlandes zur ungarischen Reichshälfte Österreich-Ungarns. Die Bevölkerung dieses Raumes – meist Deutsch oder Kroatisch sprechende Bauern und Wanderarbeiter – war wirtschaftlich und sozial eng mit den benachbarten Ländern Niederösterreich und Steiermark verbunden.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zerfall der Habsburger Monarchie wurde zwischen den neuen Republiken Österreich und Ungarn eine Grenze gezogen. Für viele Menschen stellte sich daher die zukünftige Staatszugehörigkeit als eine Existenzfrage. Spontan entstand eine breite Bewegung, die unter Berufung auf das damals propagierte „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ den Anschluss „Deutsch-Westungarns“ an Österreich forderte. Dieser Forderung wurde bei den Friedensverhandlungen der Siegermächte in Paris auch entsprochen: im Friedensvertrag von St. Germain vom 10. September 1919 wurde die Übergabe des inoffiziell bereits als „Burgenland“ bezeichneten Gebietsstreifens an Österreich für einen Zeitpunkt nach der Unterzeichnung und Ratifizierung des Friedensvertrags mit Ungarn in Aussicht gestellt.
 

Das Burgenland wird eigenständiges Bundesland der Republik Österreich

Ungarn beabsichtigte freilich diesen Verlust mit allen diplomatischen und politischen Mitteln zu verhindern. Als diese Mittel versagten, versuchten Freischärler mit Waffengewalt die Übergabe des Burgenlandes, die offiziell für den 28. August 1921 angesetzt war, zu verhindern. Erst im Herbst entspannte sich die Lage: Nach italienischer Vermittlung verpflichtete sich Ungarn am 13. Oktober 1921 im „Venediger Protokoll“ zur Übergabe des Burgenlandes.
Eine Volksabstimmung über Ödenburg (und weiteren 8 Gemeinden) im Dezember 1921 endete jedoch mit einer Mehrheit für den Verbleib bei Ungarn, womit Ödenburg, das als Hauptstadt des Landes vorgesehen war, für das Burgenland verloren ging.

Um die Jahreswende 1921/22 kam das Burgenland als „selbständiges, gleichberechtigtes Bundesland“ zur Republik Österreich. 1925 wurde Eisenstadt in einer Kampfabstimmung vom Landtag zur Landeshauptstadt gewählt, 1929 das Landhaus feierlich seiner Bestimmung übergeben.
 

Entwicklungstendenzen bis 1938

1927 eskalierte die Situation abermals. Es fielen die Schüsse von Schattendorf: Als Provokation gegen eine Versammlung der rechtsgerichteten Frontkämpfervereinigung am 30. Jänner veranstaltete der sozialdemokratische Republikanische Schutzbund einen gleichzeitig stattfindenden Aufmarsch. Als die Situation eskalierte, fielen Schüsse, die zwei Todesopfer und mehrere Verletzte forderten. Der Freispruch der Angeklagten löste am 15. Juli schwere Krawalle in Wien aus, in deren Zuge der Justizpalast in Flammen aufging. Im Gegensatz zur Bundespolitik bemühten sich die politischen Parteien im Burgenland allerdings weiterhin um ein konstruktives Gesprächsklima.

1934 trat auch im Burgenland die ständische Verfassung in Kraft. Außer der Einheitspartei „Vaterländische Front“ wurden alle politischen Organisationen aufgelöst. An Stelle der Parteien entsandten nun Berufs- und Interessensvertretungen Abgeordnete in den Landtag, dessen Einfluss auf die Gesetzgebung in der Praxis unbedeutend war.
 

1938–1945: Anschluss und NS-Herrschaft im „Burgenland“

Am 11. März 1938 kam es in Österreich zur Machtübernahme der Nationalsozialisten: Im Burgenland wurde Landeshauptmann Hans Sylvester abgesetzt. NS-Gauleiter Portschy ernannte sofort eine neue Landesregierung, so dass das Burgenland als eines der ersten österreichischen Bundesländer noch am Abend des 11. März in den Händen der Nationalsozialisten war. Bereits am 13. März marschierten deutsche Truppen in Österreich ein. Der solcherart vollzogene Anschluss an Deutschland wurde durch eine Abstimmungsfarce im April „legitimiert“. Die „Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ ergab im Burgenland 169.775 Ja- und nur 63 Nein-Stimmen; in 297 von 324 Gemeinden gab es ausschließlich Ja-Stimmen.

Mit Wirkung vom 15. Oktober wurde das Burgenland als Verwaltungseinheit aufgelöst und auf die Reichsgaue Niederdonau und Steiermark aufgeteilt, der bisherige Landeshauptmann Portschy als stellvertretender Gauleiter der Steiermark eingesetzt.

Bis Jahresende wurden sämtliche jüdische Mitbürger enteignet und aus dem Burgenland vertrieben. Die Übergriffe einfacher Parteimitglieder gegen jüdischen Besitz veranlassten die Reichsregierung in Berlin, Durchführungsbestimmungen zur „Arisierung jüdischen Vermögens“ zu erlassen, um den Schein der Rechtsstaatlichkeit zu wahren. Auch eine Vertreibung der ansässigen Volkgruppe der Roma und Sinti aus allen burgenländischen Gemeinden erfolgte zwischen 1939 und 1945.
 

1945–1989: Nachkriegszeit und Kalter Krieg

Nach 1945 wurde das Burgenland zunächst auf die angrenzenden Bundesländer Steiermark und Niederösterreich aufgeteilt. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1945 wurde es mit Zustimmung der russischen Besatzer wieder ein eigenständiges Bundesland. Der Aufbau des Landes gestaltete sich schwierig. Die Infrastruktur des Landes und die Straßen waren zerstört, viele Dörfer entvölkert, bzw. fehlten durch die hohe Zahl an Kriegsgefallenen die Männer. Der Wiederaufbau wurde vielfach von Frauen geleistet. Investoren waren durch die sowjetischen Besatzer misstrauisch. Vom amerikanischen Marschallplan erhielt das Burgenland nur 0,33% der Gesamtunterstützung.

Mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 zogen die russischen Besatzer ab. Viele Burgenländer mussten für Arbeit nach Wien pendeln, wo sie vor allem in der Baubranche beim Wiederaufbau wertvolle Arbeit leisteten.
 

Ungarnaufstand und eiserner Vohang

1956 führt der von sowjetrussischen Truppen rücksichtslos niedergeschlagene Volksaufstand in Ungarn zur Flucht von über 180.000 Ungarn in das westliche Ausland. Die burgenländische Bevölkerung bewies in dieser Ausnahmesituation außergewöhnliche Hilfsbereitschaft.

Der Bau des „Antifaschistischen Schutzwalles“ der sog. „Eiserne Vorhang“ der den sowjetischen Machtbereich in Europa hermetisch abriegelte, verwandelte das Burgenland in ein Land an einer toten Grenze. Entlang der mit Stacheldraht und Wachtürmen gesicherten ungarisch-österreichischen Staatsgrenze wurden auf ungarischer Seite Minenfelder gelegt. Das Bundesland mit der längsten Außengrenze am Eisernen Vorhang blieb in der wirtschaftlichen Entwicklung seit 1945 Schlusslicht im nationalen Vergleich.
 

Die politische Situation im Burgenland seit 1945

Seit dem Krieg hatte die ÖVP bei allen Wahlen die Mehrheit errungen, am 22. März 1964 gewann erstmals die SPÖ, ihr Spitzenkandidat Hans Bögl blieb zwei Jahre Landeshauptmann und wurde 1966 von Theodor Kery abglöst, er behielt dieses Amt 21 Jahre lang. Danach folgten Hans Sipötz, Karl Stix und bis heute Hans Niessl ebenfalls alle SPÖ.
 

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Fall des Eisernen Vorhangs – EU-Betritt

Der Fall des Eisernen Vorhangs brachte einen Umbruch in der Politik Europas und beendete die burgenländische Isolation. Am 27. Juni 1989 durchschnitten der österreichische Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Amtskollege Gyula Horn den Stacheldraht bei Klingenbach. Tausende DDR-Bürger nützten diesen Fluchtweg in den Westen.

1995 tratt Österreich der EU bei. Das Burgenland wird zwei Perioden zum Ziel 1 Gebiet und erhält große Förderungen von der EU, durch die das Land als Ganzes gestärkt werden soll.

In das Jahr des EU-Beitritts fiel das verheerende Attentat von Oberwart, der fatalste von einer Reihe von rassistisch motivierten Anschlägen verübt von Franz Fuchs. Das Miteinander der Volksgruppen im Burgenland (Kroaten, Ungarn, Roma und Sinti) ist hingegen vorbildlich für Österreich.

Die finanziellen Mittel aus Brüssel bewirken einen wirtschaftlicher Aufschwung in allen Berei-chen. Auch im Kultur- und Thermentourismus, im Freizeit- und Sportbereich werden rasante Zuwächse verzeichnet. Die Zahl der Nächtigungen im Burgenland steigt mit der Qualität der Beherbergungsbetriebe und dem Angebot an Sport- und Freizeitaktivitäten. Das Burgenland wird zum Festival-Land. Das flächendeckende Angebot an Freiluft-Theater reicht von Parndorf bis Jennersdorf. Der Ausbau des Radwegenetzes und des Thermenangebotes machen das Burgenland zu einem beliebten Urlaubsland, nicht nur für Tagesausflüge.

Noch vor der EU-Osterweiterung kommt es zu grenzüberschreitenden Interessens- und Wirtschaftsgemeinschaften zwischen burgenländischen und ungarischen Regionen wie etwa die 1998 gegründete EuRegio West/Nyugat Pannonia. Die Ost-Erweiterung der Europäischen Union im Jahr 2004 machte das Burgenland wieder zu einem Platz im Zentrum Europas, zu dessen größten Stärken die ethnische Vielfalt und das Selbstverständnis als Brücke zwischen Osten und Westen zählten.

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